Regen ist ein seltenes Phänomen in den Vereinigten Arabischen Emiraten und wenn es einmal regnet, dann zumeist nur ein wenig.
Doch schon leichte Regenfälle führen zu starken Beeinträchtigungen des Lebens, denn erstens ist man Regen nicht gewohnt und zweitens ist die gesamte Infrastruktur nicht darauf ausgelegt. Die Kanalisation ist dürftig bis gar nicht vorhanden und so verwandelt auch das kleinste bisschen Regen, die Straßen in Flüsse. Die meisten Bewohner wissen auch schlicht nicht, dass die Geschwindigkeit diesem Wetter angepasst werden sollte und versuchen, möglichst schnell nach Hause zu kommen. Nun hat es sogar recht stark geregnet, so stark, das der internationale Flughafen von Abu Dhabi seinen Betrieb komplett einstellen musste und auch in Dubai kam es zu teils sehr großen Verspätungen der Flüge.
Heftige Regenfälle können im Wüstenstaat sehr viel weitreichendere Folgen haben als bei uns. Zwar ersehnt sich die Bevölkerungen den Regen meist herbei, wenn er jedoch tatsächlich kommt, kann er auch Todesopfer fordern, so geschehen im Jahr 2009, als Regen zehn Tote in den Vereinigten Arabischen Emiraten forderte, zumeist bei Verkehrsunfällen. Das Notrufnetz des Landes war überlastet und drohte zusammenzubrechen. Im Jahr 2010 sorgte Regen bei einem Rainingslauf des Porsche Cups als Rahmenrennen der Formel 1 dafür, dass fast das gesamte Feld in die Boxen musste, um Regenreifen aufzuziehen. Ein Journalist witzelte damals, dass man den Piloten, zumeist Einheimische, zunächst den Hebel für den Scheibenwischer zeigen müsse. Aber auch mit Regenreifen gelang es vielen Piloten nicht, ihren Rennwagen auf der Strecke zu behalten. Das darauffolgende freie Training der Formel 1 konnte zwar wie geplant stattfinden, denn die Strecke war nach dem Regen recht schnell wieder komplett abgetrocknet, doch mussten zunächst die Banden wieder gerichtet werden, die bei den zahlreichen Unfällen und Bandeneinschlägen der Porschefahrer zerstört wurden.
Auch in den nächsten Tagen kann es wieder zu Regenfällen kommen, allerdings sollten die weniger stark ausfallen. Im Durchschnitt hat Abu Dhabi übrigens etwa zwölf Regentage im Jahr, die meisten dieser Regentage sind es allerdings kaum wert erwähnt zu werden. Selbst Spray wird von den Bewohnern als wohltuende Abkühlung empfunden, was wir allenfalls als hohe Luftfeuchtigkeit bezeichnen würden.
Zu den Lesern meines Buches "Business in Arabien - Erfolgreiche Geschäfte wie in Tausendundeiner Nacht" gehört nun auch der Vertreter des laut Protokolls zweithöchsten Amtes im Staat.
Johannes Singhammer, Vizepräsident des Deutschen Bundestages und Abgeordneter des Bundestags für den Münchener Norden sieht das Buch als sehr hilfreich an, beispielsweise für Delegationsreisen in den arabischen Raum, um politische Funktionsträger und Wirtschaftsverteter auf die kulturellen Unterschiede vorzubereiten. Ich freue mich darüber, dass mein Buch so zu einem Teil deutscher Wirtschafts- und Außenpolitik wird und hoffe, dass es die deutsche Politik und Wirtschaft so ein wenig erfolgreicher macht.
Schon vor ein paar Wochen habe ich an dieser Stelle über die Folgen des Ölpreisverfalls für die Region des Mittleren Ostens berichtet (siehe Artikel Der Ölpreis und seine Folgen für den Mittleren Osten).
In dieser Woche fand ich einen Artikel im Magazin Focus (Ausgabe 5/2016, Seite 68ff), der sich ebenfalls mit der Höhe des Ölpreises in Bezug auf einen ausgeglichenen Haushalt der einzelnen Länder beschäftigt. Dazu wurde eine Statistik von Bloomberg mit folgenden Zahlen veröffentlicht:
Land | Ölpreis 1) |
Libyen | $269 |
Venezuela | $125 |
Nigeria | $120 |
Ecuador | $120 |
Saudi Arabien | $106 |
Algerien | $96 |
Angola | $90 |
Iran | $87 |
Irak | $81 |
Vereinigte Arabische Emirate | $73 |
Kuweit | $67 |
Katar | $56 |
1) Preis für ein Barrel (159l) Rohöl in US-Dollar, bei dem das Land einen ausgeglichenen Haushalt erzielt
Mit den derzeitigen Rohölpreisen wäre also keines dieser Länder in der Lage, einen ausgeglichenen Haushalt zu erzielen. Alarmierend ist jedoch die Zahl, die hinter Libyen steht, da das Land eh politisch äußerst instabil ist.
Nach der Beendigung des Atomstreits mit dem Iran und der Aufhebung der Sanktionen gegen den Staat am Persischen Golf, ergeben sich für deutsche Unternehmen exzellente Chancen.
Am 16. Januar 2016 geben die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini und Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif in Teheran bekannt, dass nach der Umsetzung der wichtigsten Forderungen alle Sanktionen der EU und der USA, die bis dato in Kraft waren, aufgehoben sind, die im Laufe der letzten zehn Jahre nach und nach eingeführt wurden. Vor wenigen Tagen wurde dann noch ein amerikanischer Journalist freigelassen, den man wegen Spionae verurteilt hatte. Nun ergeben sich für Unternehmen große Chancen auf interessante Geschäfte. Immerhin leben etwa 80 Millionen Menschen dort, ein großer Teil (ca. 40%) unter 25 Jahre.
Dabei lebten die Iraner in den vergangenen Jahren nicht etwa hinter dem Mond. Die wichtigsten Produkte waren zwar sehr teuer, aber zu kaufen, bis hin zu modernen Smartphones. Den Schmugglern rund um den Perschischen Golf sei Dank. Im Gegenzug importierten diese Ziegen, Schafe und Öl. Nach der Einführung der Sanktionen wendete sich der Iran immer mehr China zu, die dankbare Abnehmer des iranischen Öls waren und auch gerne Waren ins ehemalige Persien lieferten. Nun kann das geförderte Erdöl und Erdgas auch wieder in den Westen geliefert werden, was den Ölpreis sicher nicht wieder steigen lässt (siehe Artikel Der Ölpreis und seine Folgen für den Mittleren Osten). Zu einem gewissen Grad ist die Erwartung, dass auch der Iran wieder Erdöl liefert, bereits in die niedrigen Notierungen eingepreist. Immerhin verfügt der Iran über die zweitgrößten Erdgasreserven und die viertgrößten Erdölreserven aller Länder weltweit und liegt bei der Förderung unter den fünf Nationen mit den niedrigsten Kosten.
Deutsche Firmen waren auch schon vor den Sanktionen recht beliebt im Iran und genießen einen außerordentlich guten Ruf. Wer also jetzt die Chance schnell nutzt und Kontakte dorthin knüpft bzw. wieder aufnimmt, dem winken gute Geschäfte. Beste Aussichten haben wohl Maschinenbauer, Automobilfirmen inklusive Zulieferer, Energieanlagenbauer, Firmen aus der Gesundheitsbranche und Baustofflieferanten. Auch Ersatzteillieferanten der oben genannten Branchen sollten ihre Fühler ausstrecken, da in vielen Fabriken Nachholbedarf besteht und dringend Ersatzteile und Verbrauchsmaterialien gesucht werden. Auch in den Branchen, die in den vergangenen Jahren zwar gut versorgt wurden, könnten gute Preise Türen öffnen. Auch wenn bestimmte Produkte im Land verfügbar waren, dann oft zu überhöhten Preisen. Auch die Agrarindustrie sollte abklären, inwieweit der Iran als Ersatz für das Russlandgeschäft herhalten kann.
Bereits in der vergangenen Woche reiste eine Delegation deutscher Unternehmer und führender Industrievertreter zusammen mit dem Bundeskanzler a.D. Gerhard Schröder in den Iran, sicher nicht nur, um touristische Ziele anzusteuern oder das leckere Essen zu genießen. A propos Tourismus: nach den Jahren der Sanktionen kann es mitunter auch schwierig sein, adäquate Unterkünfte im Iran über die gewohnten Hotelportale und Reisebüros zu finden.
Wer im Iran eine rein männerdominierte Industrie erwartet, wird überrascht sein. Nicht nur das Bildungsniveau der jungen Männer ist exzellent, sondern auch das der Frauen. Und sie haben sich bis in hohe Positionen der Wirtschaft vorgearbeitet.
Bei aller Euphorie sollten jedoch auch die Risiken bedacht werden. Nicht jede Firma dort ist ein zuverlässiger Zahler und so manch einer wird sein Heil in der Flucht nach vorne suchen. Der erste Partner ist also nicht notwendigerweise der beste Partner. So ist das immer im Leben, aber in so einem Fall besonders. Auch kann der Traum von einer goldenen Zukunft schnell wieder vorbei sein, wenn festgestellt würde, dass der atomare Rückzug nur vorgetäuscht war oder dass man sich wieder in die entgegengesetzte Richtung bewegt. Ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden sollte, dass ein Großteil der Firmen in den Jahren seit der islamischen Revolution in den Besitz der Mullahs übergegangen ist. Diese waren in der Zeit seit der Machtübernahme von Ministerpräsident Rohani schon fast aufreizend zurückhaltend. Glaubt man Israel, ist das Ganze eh eine einzige Katastrophe und der Iran gefährlicher denn je. Dort geht man davon aus, dass Teheran den Terrorismus in der Welt anheizen wird und auch sein Atomwaffenprogramm längst nicht aufgegeben hat. Außerdem fühlen sie sich als primäres Ziel eventueller iranischer Aggressionen.
Also: Chancen ja, aber die Risiken nicht ausblenden.
Gestern fiel der Ölpreis zeitweise unter die Marke von USD 30, einen Preis, der noch vor kurzem unvorstellbar war. Doch was bedeutet dieser Preis für die Region des Mittleren Ostens?
Zunächst einmal ist die Förderung von Erdöl in den Staaten des Mittleren Ostens günstiger als irgendwo anders. Die nachfolgende Tabelle zeigt eine Übersicht der Kosten der Ölproduktion in den 20 größten Ölförderländern in der Reihenfolge der Kosten absteigend (Quelle: Rystad Energy, 23. November 2015):
Land | Gesamte Kosten der Ölförderung pro Barrel Rohöl (159l), in USD |
Vereinigtes Königreich von Großbritannien | $52,50 |
Brasilien | $48,80 |
Kanada | $41,40 |
USA | $36,20 |
Norwegen | $36,10 |
Angola | $35,40 |
Kolumbien | $35,30 |
Nigeria | $31,60 |
China | $29,90 |
Mexiko | $29,10 |
Kasachstan | $27,80 |
Libyen | $23,80 |
Venezuela | $23,50 |
Algerien | $20,40 |
Russland | $17,20 |
Iran | $12,60 |
Vereinigte Arabische Emirate (VAE) | $12,30 |
Irak | $10,70 |
Saudi Arabien | $9,90 |
Kuweit | $8,50 |
Die Übersicht zeigt, dass die Rohölförderung in den arabischen Staaten, allen voran in Kuweit, deutlich günstiger ist, als in anderen Ländern, insnbesondere in den USA und Kanada, wo viel Öl durch Fracking und Offshore gewonnen wird und in Norwegen und Großbritannien, wo fast ausschließlich offshore gefördert wird. Dies hat signifikante Auswirkungen auf den Förderpreis, denn Ölplattformen auf dem offenen Meer sind teuer zu errichten, teuer zu unterhalten und der Abtransport des Öls verursacht weitere Kosten. Dazu kommt, dass die Ölfelder im Mittleren Osten zu den größten zählen, wo darüber hinaus Öl recht gut fließt, ohne dass großartig nachgeholfen werden muss. Auch sind weitere Fördergebiete bekannt und müssen nicht teuer ausgekundschaftet werden. Außerdem ist die Qualität des Öls sehr hoch, was zu höheren Preisen auf den Absatzmärkten führt. Schließlich haben die arabischen Länder keinerlei Probleme mit rechtlichen Fragen. Das Land gehört dem Staat (bzw. den Herrscherfamilien), genauso wie die Ölfördergesellschaften und teilweise auch die erdölverarbeitende Industrie.
Also sieht es so aus, als wären die arabischen Staaten sehr glücklich mit dem Preis und könnten die niedrigen Preise nch lange weiter durchstehen, während in anderen Ländern Verluste eingefahren werden? Vielleicht sogar so lange bis Konkurrenten aus dem Markt gedrängt werden, weil sie aufgeben mussten?
Selbstverständlich tut es den europäischen und amerikanischen Ölfirmen weh, Verluste aus der Förderung zu erwirtschaften. Diese können jedoch zumindest teilweise aus der Weiterverarbeitung und dem Weiterverkauf wettgemacht werden. Kleineren und lokalen Rohölförderfirmen droht hingegen das Aus, die Entlassung der Mitarbeiter, der Ausfall von Anleihen, etc. Aber aus volkswirtschaftlicher Sicht und mit Hinblick auf den Staatshaushalt der Länder sind die entstehenden Probleme (zunächst) überschaubar. Doch genau hier liegt das Problem für die arabischen Staaten. Deren Haushalt stützt sich fast ausschließlich auf das Öl. Aus einer Studie der Deutschen Bank geht hervor, dass der durchschnittliche Ölpreis hätte $104 betragen müssen, um dn Haushalt 2015 von Saudi Arabien auszugleichen. In den anderen arabischen Ländern sieht es ähnlich aus. Die Bevölkerung hat sich an die vielen Geschenke der Regierungen längst gewöhnt, ähnlich wie das bei uns mit den Sozialleistungen der Fall ist, die in guten Zeiten immer wieder erhöht werden, in schlechten aber nicht nach unten angepasst werden (können). Da ist es ein schwacher Trost, dass es auch anderen Nationen wie Russland ($105,20 für einen ausgeglichenen Haushalt), Venezuela ($117,50), Nigeria ($122,70) ähnlich geht.
Selbstverständlich kann Saudi Arabien die Produktion erhöhen und so auch die Einnahmen erhöhen. Doch das hätte nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage zur Folge, dass der Preis noch weiter fällt. Im Iran, der ebenfalls relativ günstig fördern kann, wird man mit den schwindenden Sanktionen nach dem Atom-Abkommen glücklich über jegliche Deviseneinnahmen sein, die zu erzielen sind. Auf Verständnis des Iran für die Probleme Saudi Arabiens brauchen man eh nicht zu hoffen.
Die Lage ist also vertrackt und sie macht die Lage in der Region nicht unbedingt stabiler. Analysten sind sich übrigens völlig uneins über die weitere Entwicklung des Ölpreises. Aber das waren sie schon immer. Manche erwarten, dass der Ölpreis in Kürze auch noch unter die 20-Dollar-Marke fallen wird, andere sagen für den Verlauf des Jahres wieder Ölpreise von über 100 US-Dollar vorher. Wenn Sie meine Meinung dazu wissen wollen: ich habe keine Ahnung und halte prinzipiell alles für möglich.